Die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag kauft knapp 6000 Wohnungen in Spandau und Reinickendorf von der luxemburgischen Aktiengesellschaft ADO Properties. Es ist das bislang größte Rekommunalisierungspaket.
Genau 5894 ehemalige Sozialwohnungen und 70 Gewerbeeinheiten kommen zurück in Landeshand. Rund 3500 Wohnungen liegen im Gebiet Heerstraße-Nord, der Rest am Rande des Märkischen Viertels. Sie gehörten ursprünglich dem kommunalen Wohnungsunternehmen GSW, das Berlin im Jahr 2004 privatisiert hat. Der jetzige Erwerber, die ebenfalls kommunale Gewobag, zahlt 920 Millionen Euro. Das liegt unter dem aktuellen Verkehrswert und entspricht in etwa der Hälfte der Summe, die Berlin seinerzeit beim Verkauf der immerhin 65.000 GSW-Wohnungen erlöst hatte.
„Die Investition der Gewobag ist für das Land ein Gewinn“, versichert der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher erklärt: „Die Fehler, die in der Vergangenheit mit dem Verkauf dieser Bestände gemacht wurden, können wir nicht rückgängig machen, wohl aber den Mietern die Sicherheit zurückgeben.“
Die Gewobag vergrößert mit dem Kauf ihren Bestand auf 68.000 Wohnungen. ADO gehört mit ihren noch rund 18.000 Wohnungen in Berlin zu den Unternehmen, die bei einem Erfolg des Volksbegehrens „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ vergesellschaftet würden.
Der Berliner Mieterverein (BMV) begrüßt den Rückkauf und erwartet, „dass der Senat den Druck der Vergesellschaftungsdebatte nutzt und weitere Bestände privater Wohnungsunternehmen aufkauft, sofern der Kaufpreis ganz erheblich unter dem Marktwert liegt“, so der stellvertretende BMV-Geschäftsführer Sebastian Bartels. Der BMV fordert, dass in spätestens 20 Jahren mindestens die Hälfte des Berliner Wohnungsbestandes gemeinwohlorientiert bewirtschaftet wird.
Jens Sethmann
23.10.2019