Kaum hatte der umstrittene schwedische Wohnungskonzern Akelius angekündigt, alle Wohnungen in der Europäischen Union zu verkaufen, fand sich mit dem ebenfalls schwedischen Unternehmen Heimstaden ein Käufer. 14.000 Berliner Wohnungen sind betroffen. Die Bezirke prüfen das Vorkaufsrecht.
Akelius zieht sich komplett aus den EU-Staaten zurück und verkauft insgesamt 28.500 Wohnungen in Stockholm, Malmö, Kopenhagen, Hamburg und Berlin. „Ein wichtiger wirtschaftlicher Grund ist, dass die EU in den letzten 20 Jahren Regulierungen unterschiedlicher Art eingeführt hat“, erklärt Firmenchef Roger Akelius. „Jetzt investiere ich hauptsächlich in England, Kanada und den USA, weil es dort rentabler ist.“
Seit 2006 hat Akelius in Berlin 14.000 Wohnungen gekauft und sich auf allen Ebenen bei den Mietern unbeliebt gemacht. Haupteigner der Akelius-Aktien sind drei private Akelius-Stiftungen im Steuerparadies Bahamas. In diesem Jahr wurden rekordverdächtige 142 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet. „Meine Miete chillt auf den Bahamas“, kommentieren die Mieter.
In der Wahlnacht am 26. September wurde der Verkauf an Heimstaden bekanntgegeben. Anders als Akelius scheint Heimstaden keine Angst vor einer Vergesellschaftung zu haben und ist um ein freundliches Image bemüht. „Der hohen Verantwortung, die dieser Wachstumsschritt mit sich bringt, sind wir uns bewusst“, sagt Heimstaden-Geschäftsführerin Caroline Oelmann. Heimstaden will die Bestände nicht als Share Deal übernehmen, sondern die volle Grunderwerbsteuer zahlen. Mit dem Ankauf wächst Heimstaden in Berlin auf rund 20.000 Wohnungen an.
„Wir finden es natürlich großartig, Akelius bald wieder los zu sein“, erklärt die Vernetzung der Akelius-Mieter*innen. Sie lehnt aber den Verkauf an den „nächsten höchstbietenden Immobilienhai“ ab und fordert einen preislimitierten Kauf durch das Land Berlin. Die Bezirksämter prüfen, ob sie für die Häuser, die in einem Milieuschutzgebiet liegen, das Vorkaufsrecht nutzen werden. Wegen der großen Menge wird es ein Kraftakt, die Häuser einzeln zu bewerten und Drittkäufer zu finden. Heimstaden kann den Vorkauf abwenden, wenn sich das Unternehmen verpflichtet, keine Luxusmodernisierungen und Eigentumsumwandlungen vorzunehmen.
Jens Sethmann
Vernetzung der Akelius-Mieter*innen Berlin: https://stoppakelius.de
Stop Heimstaden: http://stopheimstaden.org
25.10.2021