Wenn die Mülltonnen über Treppen oder weite Strecken bis zum Entsorgungsfahrzeug gehievt werden müssen, berechnet die Berliner Stadtreinigung (BSR) dafür diverse Erschwerniszuschläge und Entfernungszulagen. „Komforttarif“ wird das vom Unternehmen genannt. In manchen Fällen können die dadurch entstehenden hohen Betriebskosten durch Einschaltung eines Mülldienstleisters gesenkt werden.
In der Wohnanlage „Düsseldorfer Karree“ in Wilmersdorf hatte die BSR vor einiger Zeit die Aufstellung der preiswerten 1100-Liter-Großbehälter verweigert. Grund war eine „unzumutbare“ Steigung. Fortan mussten die teureren 200-Liter-Gefäße geordert werden. Zudem wurde ein Zuschlag in Rechnung gestellt, weil der Müllstandort eine bestimmte Entfernung von der Straße überschreitet. In der Betriebskostenabrechnung machte sich das deutlich bemerkbar.
Anfang 2016 beauftragte die Hausverwaltung daher eine Firma mit dem Abfallmanagement. Seitdem schieben deren Mitarbeiter am Entsorgungstag die Hausmüllgefäße an den Straßenrand und wieder zurück. Außerdem sortieren sie falsch eingeworfene Wertstoffe in die richtigen Tonnen. Dadurch kann langfristig die Zahl der Restmülltonnen reduziert werden – zu Gunsten der kostenlosen Papier- oder Glasbehälter. Unterm Strich, so hat es die Hausverwaltung ausgerechnet, beträgt die Kostenersparnis für die Wohnanlage mehrere Tausend Euro pro Jahr. Möglich ist dies allerdings nur, wenn die Dienstleistung entsprechend günstig angeboten wird. In der Branche sind Mini-Jobs und Dumping-Löhne üblich.
Die BSR spricht von wenigen Einzelfällen, bei denen die Aufstellung der Großbehälter aufgrund „sehr schwieriger Ladestellen“ verweigert wird. Beim Berliner Mieterverein kennt man auch Beispiele, wo das Abfallmanagement nicht zu Kostensenkungen führt. „In einigen Fällen bleibt es gleich, in einigen wird es für die Mieter sogar teurer“, sagt Rechtsberater Dr. Michael Häberle. Es komme auf die Verhältnisse vor Ort sowie die Größe der Wirtschaftseinheit an. Seine Erfahrung: „Am ehesten lohnt es sich, wenn die Mülltrennung im Haus nicht funktioniert.“
Birgit Leiß
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