Bei den meisten Nachbarschaftskonflikten geht es um Lärm. Wie viele Mieter musste auch Kai-Uwe Dähn die Erfahrung machen, dass weder Beschwerden bei der Hausverwaltung noch das Einschalten von Polizei und Ordnungsamt etwas bewirken. Wirklich geholfen hat ihm erst eine professionelle Mediation.
Genervt von den ständigen nächtlichen Partys und der lauten Musik in der Wohnung über ihm hatte sich der Friedrichshainer an den Berliner Mieterverein (BMV) gewandt. Dort empfahl man ihm die Konfliktvermittlung.
Es kostete Marco Waelisch, der im Auftrag des BMV die Mediation durchführt, einige Mühe, die Nachbarn zu einem Gespräch zusammenzubringen. Doch schließlich setzten sich beide Seiten in den Räumen des Mietervereins gemeinsam an einen Tisch und suchten nach einer Lösung. Mit Erfolg. So verpflichtete sich der feierfreudige Nachbar, den Lautstärkepegel zu senken und künftig die Nachtruhe einzuhalten. Das habe wunderbar funktioniert, freut sich Kai-Uwe Dähn: „Ich kann dieses Modell wirklich nur empfehlen, es ist der klügste Weg, und bringt mehr als eine gerichtliche Auseinandersetzung.“
Aufgabe des – stets unparteiischen – Mediators ist es nicht, Vorschläge zu machen, sondern er motiviert die Streitenden, selber zu einer Vereinbarung zu kommen. Und die sollte ganz konkret sein. „Es bringt nichts, ganz allgemein mehr Rücksichtnahme zu versprechen“, weiß Waelisch. Je früher ein Mediator hinzugezogen wird, desto größer sind die Erfolgschancen – „… am besten schon nach dem ersten Streitgespräch an der Wohnungstür“, rät Marco Waelisch. Wenn man bereits einige Male die Polizei gerufen hat, sind die Fronten schon zu verhärtet.
Dass eine Konfliktvermittlung auch dann Sinn macht, wenn kein Kompromiss gefunden werden kann, zeigt ein anderer Fall. Hier hatte sich nicht das Lärmopfer gemeldet, sondern eine Familie, die sich von den ständigen Beschwerden ihres Nachbarn wegen Kinderlärms belästigt fühlte. „Wenn meine Tochter beim Laufenlernen mal hinfiel oder ein Glas umstieß, wurde gleich von unten an die Decke geklopft“, erzählt der Mieter. Trotz mehrerer Termine und einer gegenseitigen Wohnungsbegehung kam es zu keinem Ergebnis. Die Forderungen des älteren, ruhebedürftigen Nachbarn konnte und wollte die Familie nicht erfüllen: „Wir sollten die gesamte Wohnung mit Teppichboden auslegen und jegliche Geräusche vermeiden – das ist mit einem zweijährigen Kind unmöglich.“ Aber immerhin: Das Klopfen hat seitdem aufgehört und es kamen keine Briefe mehr von der Hausverwaltung.
Birgit Leiß
MieterMagazin 5/11
Bevor der nachbarliche Umgang ruppig wird, nutzt man besser das Angebot der Mediation
Illustration: Julia Gandras
Die Mediation ist für Mitglieder des Berliner Mietervereins kostenlos.
Kontakt: Tel. 030 226 26-187
Telefonberatung:
Tel. 440 23 86 22
(dienstags 17 bis 18 Uhr)
20.06.2023