Zahlreiche Berliner Mieter zahlen heute bereits mehr für Wasser als für Wärme. 4,774 Euro brutto kostet der Kubikmeter Trinkwasser einschließlich Schmutzwasserentsorgung – Berlin nimmt hier bundesweit einen Spitzenplatz ein. Jeder Berliner verbraucht durchschnittlich 117 Liter Wasser pro Tag – Tendenz sinkend. Trotzdem steigen die Preise.
Als das Land Berlin 1999 die Berliner Wasserbetriebe (BWB) zu 49,9 Prozent an die Investoren RWE und Veolia verkaufte, wurde die Verzinsung des Eigenkapitals hoch angesetzt. Um die vertraglich zugesicherte Rendite zu garantieren, sind die Wasserpreise in den letzten Jahren deshalb um über 20 Prozent gestiegen. Immer wieder fordern deshalb Abgeordnete aller Fraktionen einen Rückkauf der Wasserbetriebe. Das würde das Land zwei Milliarden Euro kosten – immer noch weniger als die über die Laufzeit des Vertrages zugesicherte Rendite.
Auch für 2007 will BWB-Vorstandschef Jörg Simon eine weitere Anhebung der Wasserpreise nicht ausschließen. Und das, obwohl im Durchschnitt jeder Berliner schon jetzt monatlich 18,70 Euro für die Versorgung mit Trinkwasser und für die Entsorgung des Schmutzwassers bezahlt – fast doppelt so viel wie in München.
Das neue Berliner Betriebegesetz, das noch vor der Sommerpause verabschiedet werden soll, wird eine neue Preisstruktur für Wasser festschreiben. Wurde bisher ausschließlich nach dem Verbrauch abgerechnet, was zum Sparen animierte, soll es künftig analog zur Preisstruktur bei Strom und Gas einen Grund- und einen Verbrauchs- oder Arbeitspreis geben – mit Mengenrabatten für Großverbraucher. Gerade kleinere Haushalte würden dadurch deutlich benachteiligt. Selbst wer nichts verbraucht, zahlt den Grundpreis. „Wasser ist unser Auftrag“, verkünden die Berliner Wasserbetriebe (BWB) auf den Plakaten zu ihrem 150-jährigen Bestehen stolz. Sie sollten nicht vergessen, in wessen Auftrag sie tätig sind.
Rainer Bratfisch
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MieterMagazin 7+8/06
Da tickt’s nicht richtig: Die Berliner zahlen doppelt so viel für Wasser wie die Münchner
Foto: Rolf Schulten
25.12.2016