Was macht man als Eigentümer, wenn man ein Haus gekauft hat, das dank öffentlich geförderter Sanierung recht günstige Mieten hat? Man modernisiert einfach nochmal, egal ob es Sinn macht oder nicht. Ein aktueller Fall aus dem Milieuschutzgebiet Helmholtzplatz.
Im Haus Buchholzer Straße 5/5a, Ecke Greifenhagener Straße 5 wohnen viele Menschen mit geringem Einkommen. Der Altbau mit rund 30 Wohnungen wurde 1994 im Rahmen der öffentlich geförderten Stadterneuerung saniert. Alle im Haus haben einen Wohnberechtigungsschein, viele sind Sanierungsumsetzer. Erst im Oktober 2018 lief die Förderung aus.
Bereits im Februar 2018 war das Haus per Share Deal an die „Esbjerg Invest GmbH Berlin“ verkauft worden. Geschäftsführer ist Itai Amir. Schon bald, so berichten die Mieter, gab es Auszugsangebote. Am 27. Dezember 2018 – also kurz vor Inkrafttreten einer Gesetzesänderung – kam dann die Modernisierungsankündigung. Um 300 bis 400 Euro soll die Monatsmiete in einigen Fällen steigen. „Das können wir uns einfach nicht leisten“, sagt eine vierköpfige Familie. „Der Skandal ist für uns, dass hier Steuergelder verschwendet werden“, meint ihre Nachbarin. Denn das Haus wurde mit über 70 Prozent öffentlicher Gelder modernisiert und ist gut in Schuss.
Nun will der neue Eigentümer zwei Fahrstühle einbauen lassen, den Hof neu gestalten und Balkone anbauen. „Wir haben zwar keinen Balkon, aber teilen uns eine Dachterrasse mit einer weiteren Mietpartei“, meint dazu eine Mieterin. Die Gemeinschaftsdachterrasse wurde im Rahmen der 90er-Jahre-Sanierung angelegt. Sie soll auch weiterhin nutzbar sein, heißt es in einer Stellungnahme von Esbjerg Invest. Viele Mieter würden sich die Aufzüge wünschen, behauptet das Unternehmen.
Auf dem Hof, wo die Kinder heute unter einer riesigen Kastanie spielen, soll zudem ein Neubau errichtet werden, ein Townhouse, wie einige gehört haben. Völlig unverständlich ist, warum der Bezirk sämtliche Maßnahmen genehmigt hat, obwohl das Haus zum sozialen Erhaltungsgebiet Helmholtzplatz gehört. Für das MieterMagazin war Pankows Stadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) urlaubsbedingt nicht zu sprechen.
Die Mieter befürchten nun die Umwandlung und Verdrängung. Aus anderen Häusern der Eigentümerfirma wissen sie, dass nicht zimperlich vorgegangen wird. So sollen in der Brunnenstraße 47 immer wieder grundlos Strom und Wasser abgestellt worden sein. Eine Familie mit drei kleinen Kindern musste über Wochen ein Dixi-Klo im Hof benutzen, und die Fenster sollen monatelang blickdicht verklebt gewesen sein. Fast alle Mieter sind inzwischen ausgezogen. Doch die Hausgemeinschaft Buchholzer, Ecke Greifenhagener Straße ist fest entschlossen, sich gemeinsam zur Wehr zu setzen. Auch die älteste Mieterin im Haus, eine 90-Jährige, soll bleiben können.
Birgit Leiß
18.06.2019