Vorsicht bei verführerischen Wohnungsanzeigen. Selbst auf renommierten Internetportalen geschaltet, können sie eine Falle sein. Wer sich darauf einlässt, riskiert viel Geld oder seine persönlichen Daten. Verbraucherschützer raten zu einer gesunden Portion Misstrauen – und im ungünstigsten Fall zu einer Anzeige bei der Polizei.
Eine großzügige, sanierte Dreizimmeraltbauwohnung in ruhiger Mitte-Lage, 103 Quadratmeter, 720 Euro nettokalt? Zu schön, um wahr zu sein. Und wahr ist es auch nicht. Hinter der Anzeige auf einem großen Immobilienportal stecken Kriminelle, die mit scheinbaren Traumangeboten verzweifelte Wohnungssuchende anlocken. „Dabei haben sie es entweder auf Geld oder auf Daten abgesehen“, sagt Irina Krüger von der Verbraucherzentrale Berlin.
Szenarien, die am Beschwerdetelefon der Verbraucherschützer immer wieder geschildert werden, lassen die Maschen der Betrüger erkennen. Da ist beispielsweise der Trick mit der Vorkasse: Ein vermeintlicher Wohnungseigentümer meldet sich angeblich aus dem Ausland, spricht Englisch oder gebrochenes Deutsch und erklärt, dass er in der jetzigen Situation absolut nicht persönlich nach Deutschland reisen könne. Aber er würde den Schlüssel per Post schicken oder durch einen Bekannten übergeben lassen. Zu seiner Sicherheit müsse nur eine bestimmte Summe vorab überwiesen werden.
Irina Krüger: „Ist die Überweisung getätigt, hören Sie nie wieder was von dem angeblichen Vermieter.“ Und selbst, wenn tatsächlich ein Umschlag mit einem Schlüssel im Briefkasten steckt, sollte niemals Geld vor einer Wohnungsbesichtigung gezahlt werden. Auf eventuellen Nachnahmegebühren bleiben die Mietinteressenten in jedem Fall sitzen – und ob der zugesandte Schlüssel tatsächlich in das Schloss der versprochenen Wohnung passt, ist fraglich.
Klar ist auch, dass Mietkautionen erst nach unterschriebenem Mietvertrag fällig werden.
„Die zweite Variante der Betrügereien läuft auf Datendiebstahl hinaus“, so Irina Krüger. So bitten die Täter etwa um eine Kopie des Ausweises, die ihnen als E-Mail-Anhang zugeschickt werden soll. Krüger: „Auch persönliche Daten sind für Kriminelle ein lohnendes Ziel. Sie können für illegale Geschäfte oder fürs Shoppen im Internet missbraucht werden.“ Und das hat böse Folgen für die Betroffenen. So landen Rechnungen über Waren, die man nie bestellt hat, im Briefkasten. Im ungünstigsten Fall steht sogar die Polizei vor der Tür.
Betrügereien anzeigen und Internetportale informieren
„Ich rate allen, die einen Betrugsversuch durch kriminelle Wohnungsanbieter bemerken, das zu melden“, rät die Verbraucherschützerin. „Selbst wenn man darauf hereingefallen und das eingezahlte Geld weg ist – erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.“ Und auch Immobilienportale sollten darüber informiert werden, denn die Täter agieren gerade über die großen, bekannten Anbieter. Um schnell reagieren zu können und betrügerische Inhalte vom Portal zu nehmen, haben die längst eigene Warnsysteme entwickelt. So hat Immo-Welt extra einen Button eingerichtet, der am Ende eines jeden Inserates steht: Ist das Exposé verdächtig? Exposé melden!
Rosemarie Mieder
Darauf sollten Sie achten
Lesen Sie Inserate mit einer gesunden Portion Skepsis:
- Vergleichen sie die Anzeigen-Miete mit dem örtlichen Mietpreisspiegel und überlegen Sie: Kann der niedrige Preis überhaupt realistisch sein?
- Vor allem bei Schnäppchen: Überprüfen Sie Anzeigen auf mögliche Widersprüche zwischen Bild und Text.
- Überprüfen Sie, ob die Bilder wirklich von dieser Wohnung sind: Laden Sie sie dazu in der umgekehrten Bildersuche von Google ins Netz hoch. Hier zeigt sich Ihnen, ob und wo die Fotos noch verwendet werden.
- Betrüger aus dem Ausland nutzen häufig Übersetzungsprogramme. Achten Sie auf Rechtschreibfehler und schlechte Grammatik. Mögliches Anzeichen für Betrug sind auch Anfragen auf Englisch.
- Seriöse Anbieter machen Angaben über Warm- und Kaltmiete sowie den Energieausweis. Vorsicht, wenn es keinen konkreten Ansprechpartner oder kein Impressum auf der Seite des Immobilienanbieters gibt.
rm
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29.05.2021