Immer öfter werden grüne Oasen in Wohnquartieren der Nachverdichtung geopfert. Müssen Klimaschutz und Lebensqualität der Bewohner vor dringend benötigtem Neubau zurückstehen? Ein Beispiel aus Treptow.
In der Orionstraße/Am Plänterwald will die städtische Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land sechs Neubaublöcke mit insgesamt 95 Wohnungen errichten, zwei davon auf den grünen Innenhöfen. Die idyllischen Wiesen mit den alten Bäumen zwischen den 1960er-Jahre-Bauten würden verschwinden, und dagegen regt sich Protest.
„Natürlich müssen Wohnungen gebaut werden“, betont Annabell Dutschmann von der Bürgerinitiative Plänterwald. Aber es gebe sozialverträglichere Alternativen. So schlägt die BI einen Grundstückstausch vor, durch den die grüne Wiese erhalten bleiben könnte. Eine andere Möglichkeit: Die Kita, die schon jetzt aus allen Nähten platzt, könnte neu gebaut und mit Wohnungen aufgestockt werden. Michael Drohne, der seit 1963 in der Siedlung wohnt, sorgt sich vor allem um die Infrastruktur. Parkplätze, Kitas, Ärzte, Supermärkte – all das sei jetzt schon knapp. Vor allem aber fordert die BI einen Bebauungsplan. Wie meist bei Nachverdichtungen soll nach Paragraph 34 Baugesetzbuch gebaut werden, nach Ansicht der BI ein Freibrief dafür, so schnell, so preiswert und so eng wie möglich zu bauen. Ein B-Plan würde eine umfangreiche Bürgerbeteiligung sicherstellen.
Sowohl das Wohnungsunternehmen Stadt und Land als auch der Bezirk Treptow-Köpenick verweisen in ihren Stellungnahmen auf die große Wohnungsnot. Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) räumt jedoch ein, dass das Vorhaben eine „Zumutung“ für die Bewohner sei. Man habe die Stadt und Land daher gebeten, sich intensiv mit möglichen Alternativen auseinanderzusetzen. Der Tausch mit einem bezirkseigenen Grundstück, auf dem die zwei besonders umstrittenen Baukörper errichtet werden könnten, werde derzeit geprüft.
Birgit Leiß
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29.07.2023