Anfang März beginnt die Brutzeit vieler Vögel, doch heutige Fassaden- und Dachsanierungen lassen kaum noch Brutplätze zu. Wer für die gefiederten Stadtbewohner auf seinem Balkon oder Fensterbrett zusätzlichen Wohnraum schaffen will, kann ein Nisthäuschen anbringen. Ob die kleine Kiste fertig gekauft oder selbstgezimmert wird, spielt keine Rolle.
Mit einem Nistkasten kann der Vogelfreund nur die Arten in der Stadt anlocken, die auch natürlicherweise in Höhlen brüten. Die häufigsten Nutznießer künstlicher Nisthöhlen sind daher Kohl- und Blaumeise sowie Haus- und Feldsperling. Größere Kästen werden häufig auch von Staren besucht. Neue Nistkästen sollte man möglichst bis Mitte März anbringen. Dabei hängen die Bruthilfen am besten im Halbschatten und, wenn möglich, nicht nach Westen oder zur Wetterseite hin. Unter einem Dach- oder Balkonvorsprung ist die Himmelsrichtung dagegen egal, nur sehr sonnige Südfassaden scheiden aus, weil sich der Kasten sonst aufheizt. Aber selbst im April kann man noch die Nisthilfen ausbringen, denn einige Vogelarten kehren erst Anfang Mai aus den Winterquartieren zurück. Außerdem brütet beispielsweise der Haussperling, besser bekannt als „Spatz“, bis zu drei Mal im Jahr – und zieht dafür immer in ein neues Nest. Der Spatz ist auch der Kandidat, der sich am ehesten auf Ihrem Balkon oder Fensterbrett einnistet. Einzige Bedingung: Es ist dort dunkel, der Vogel muss geschützt sein und er darf beim Brüten und der Aufzucht nicht gestört werden. Anderenfalls gibt er die Brut auf. Wichtig: Das Häuschen muss außerhalb der Reichweite von Katzen sein.
Auf das richtige Baumaterial kommt es an
Doch nicht jede Kiste mit einem Loch ist gleich ein funktionierender Nistkasten. Das beste Material für den Eigenbau ist raues, 18 Millimeter dickes, ungehobeltes und unbehandeltes Naturholz. Nistkästen aus Plastik sind dagegen völlig ungeeignet, da sie sich in der Sonne stark aufheizen und zudem den Jungvögeln keine Chance geben, an den glatten Wänden hinaufzuklettern. Von Sperrholz oder Spanplatten als Baumaterial ist ebenso abzuraten, da es nicht witterungsbeständig ist. Die Bodenfläche der Kiste sollte mindestens 12 mal 12 Zentimeter groß sein, in die zur besseren Belüftung und Trocknung vier etwa 5 Millimeter große Löcher hineingebohrt werden. Die Innenseite des Kastens ist idealerweise aufgeraut, damit die Krallen der Bewohner festen Halt finden. Zusätzlich kann man mit einem Schraubenzieher einige Kerben in das Holz schlagen, vor allem unterhalb des Einfluglochs.
Welche Vogelart in die Nisthöhle einzieht, bestimmt vorrangig die Größe des Lochs. Für die kleinsten Meisen reichen 28 Millimeter Durchmesser, bei den größeren Kohlmeisen 32, während der Star schon 45 Millimeter braucht. Unser Spatz passt durch 30 bis 32 Millimeter. Andere Arten benötigen eine halboffene Vorderwand, man spricht dann von einer Halbhöhle. Seltenere Arten wie Mauersegler und Mehlschwalben brauchen wiederum ganz spezielle Nistkästen. Für gesellige Vögel wie Spatzen oder Stare kann man auch mehrere Kästen nebeneinander aufstellen.
In jedem Fall muss der Kasten so gebaut sein, dass er nach der Brutsaison zur Reinigung geöffnet werden kann. Fest verschlossene Kästen füllen sich schnell mit Nistmaterial, toten Jungvögeln und Vogel-Parasiten und werden dadurch unbenutzbar. Nistkästen kann man übrigens das ganze Jahr über hängen lassen. Manchem Vogel kann die Nisthilfe im Winter sogar das Leben retten. So bauen Sperlinge regelrechte Winternester, in die sie sich bei Frost zurückziehen.
Jens Sethmann
Nistkästen für wandelnde Zwecke
Bereits im 16. Jahrhundert gab es sogenannte „Starenkästen“. Diese irdenen Töpfe dienten allerdings der „Fleischgewinnung“. Vor allem in Norddeutschland und den Niederlanden wurden die Jungvögel daraus entnommen, um in der Suppe zu landen. Sehr wahrscheinlich war der thüringische Pfarrer Johann Baptist Hofinger im Jahr 1824 der Erste, der mehr aus idealistischen Gründen Nistkästen für Meisen und andere Vögel anbrachte, um auf biologische Art die Obstbäume vom Ungeziefer zu befreien. Heute hängen viele Menschen gerne Nisthilfen auf, weil sie Freude an der Natur haben und diese auch aus nächster Nähe beobachten wollen.
js
Vorgefertigte Nistboxen aus Holz, die in alle Balkonkasten-Halterungen auf Brüstungen und Fensterbänke passen, sind bei www.nistbox.eu zu finden. Alle Produkte werden von Menschen mit Handicap in Berliner und Brandenburger Werkstätten produziert.
Weitere Anleitungen und Tipps für speziellen Nistkastenbau findet man unter anderem beim Naturschutzbund:
www.nabu.de
Nistkastenmuseum in Ringschnait (Oberschwaben):
www.nistkastenmuseum.de
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28.02.2022