Was tun gegen Eigentümer, die noch kurz vor Einführung eines Gesetzes gegen die Herausmodernisierung eine horrend teure Sanierung ankündigen? Sich zusammenschließen und kämpfen, heißt es bei zwei betroffenen Häusern in Friedrichshain.
Mit einer Protestaktion machte die Hausgemeinschaft Lenbachstraße 7 Ende Februar auf ihren Fall aufmerksam. Das Künstlerkollektiv „Reflektor“ hatte Puppen aufgestellt, die den Bewohnern nachempfunden waren. Sie erzählen, was es für die Mieter bedeutet, aus ihrem Zuhause verdrängt zu werden. Die Modernisierungsankündigung, die am 28. Dezember letzten Jahres von der Hausverwaltung Werz, Goldstein & Werz verschickt worden war, hat alle fassungslos und wütend gemacht. „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand“, meint Gordian Scholz, der seit acht Jahren in dem sanierten Altbau am Ostkreuz wohnt. Derzeit bezahlt er 458 Euro nettokalt für seine rund 73 Quadratmeter große Wohnung. Nach Einbau von Fahrstuhl, Wärmedämmung, Videogegensprechanlage und so weiter sollen es 1408 Euro sein.
Von einer „Gruselliste“ spricht der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild. Allein der Balkonanbau verteuert die Miete um 4,22 Euro pro Quadratmeter monatlich. Kein Zufall ist es wohl, dass die Ankündigung wenige Tage vor Inkrafttreten einer Gesetzesänderung kam, nach der Modernisierungen mit derartigen Mietsteigerungen unterbunden werden.
„Als ich von dem Fall gelesen habe, dachte ich, das gibt’s doch nicht“, sagt eine Mieterin aus der Samariterstraße 8, Ecke Rigaer Straße 95. Das Eckhaus ein paar Blöcke weiter hat ebenfalls Ende Dezember von der Hausverwaltung Werz, Goldstein & Werz eine Modernisierungsankündigung bekommen. Die geplanten Maßnahmen sind fast identisch, die Mietsteigerungen ebenfalls. Eigentümer der Lenbachstraße 7 ist die „F-24 Projekt ALPHA GmbH“, ein undurchsichtiges Firmengeflecht, an dem nach einem Bericht der Berliner Zeitung unter anderem die Zahnärztekammer aus Schleswig-Holstein beteiligt ist. In der Samariterstraße 8, Ecke Rigaer Straße 95 ist es die „F-22 Projekt ALPHA GmbH“. Beide Häuser liegen nicht im Milieuschutzgebiet.
Die Eigentümerseite hat auf eine Anfrage des MieterMagazins nicht reagiert.
Birgit Leiß
www.die-verdraengten.de
20.03.2019