Im Fall des Verkaufs hunderter Wohnungen in der Karl-Marx-Allee ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. Der Verdacht: Der Preis soll künstlich hochgetrieben worden sein. Der Senat verhandelt unterdessen mit dem Unternehmen Deutsche Wohnen über den Ankauf aller Wohnungen an der Karl-Marx-Allee.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit April gegen den Verkäufer Predac und eine Deutsche-Wohnen-Tochterfirma als Käuferin wegen eines Betrugsverdachts. Sie sollen Wohnungen, deren Bewohner ein Vorkaufsrecht hatten, verteuert haben, während leere Wohnungen und Gewerbeeinheiten billiger verkauft worden seien. Somit wären die Bedingungen für Mieter, die ihr Vorkaufsrecht nutzen könnten, gezielt verschlechtert worden.
Die Predac hat im vergangenen Herbst drei Blöcke in der Karl-Marx-Allee mit 675 Wohnungen an die Deutsche Wohnen verkauft. Die Mieter haben aber für die ehemals kommunalen und inzwischen in Einzeleigentum umgewandelten Wohnungen ein Vorkaufsrecht. Der Senat hat daraufhin das Modell des „gestreckten Erwerbs“ entwickelt: 377 Mieter haben mit einem Kredit der Investitionsbank Berlin ihre Wohnungen per Vorkaufsrecht erworben, um sie anschließend verlustfrei an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag weiterzugeben. Einzelne weitere Mieter haben ihre Wohnung gekauft, um sie als Eigentumswohnung zu behalten. Sowohl die privaten Käufer als auch die öffentliche Hand wären bei der mutmaßlichen Preismanipulation die Geschädigten.
Der Senat hat neue Verhandlungen mit Predac und Deutsche Wohnen angekündigt, um die drei Blöcke komplett zu erwerben. Die Eigentümerschaft aus Gewobag, Deutsche Wohnen und Einzeleigentümern dürfte die künftige Verwaltung schwierig machen.
Jens Sethmann
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