Das Wohnungsunternehmen Gehag, ein Paradebeispiel für Aufstieg und Fall der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, wurde 1924 gegründet und errichtete bis Anfang der 1930er Jahre mehr als 10.000 Wohnungen.
Mit der Hufeisensiedlung von Bruno Taut schrieb sie in der Weimarer Republik Architekturgeschichte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rettete Karl-Heinz Peters als Rechtsanwalt mit großem juristischem Sachverstand die Gehag vor der Auflösung. Die drei Westmächte hatten das Wohnungsunternehmen etwas vorschnell als „NS-Organisation“ eingestuft. Von DGB und DAG fortgeführt, knüpfte die Gehag mit der Gropiusstadt an die Traditionen des Unternehmens an. Peters, als Notvorstand berufen und ab 1953 alleinvertretungsberechtigter Vorstand, gelang es, die Gehag vor der Eingliederung in die „Neue Heimat“ zu bewahren. Die Privatisierung Ende der 1990er Jahre verfolgt Peters aus dem Ruhestand. Gegen die Privatisierungspolitik der öffentlichen Hand und das Geschäftsgebaren der „Heuschrecken“ wäre auch er machtlos gewesen. Am Schluss seines Buches, das sich über weite Strecken wie ein Krimi liest, fordert Peters mehr Sozialen Wohnungsbau und die Verankerung des Grundrechts auf Wohnen im Grundgesetz. Persönlichkeiten wie er fehlen heute in Berlin – nicht nur als Korrektiv einer verfehlten Wohnungspolitik.
rb
28.10.2016