Die Flächen für den Wohnungsbau in den Innenstädten werden knapper. Reserven bestehen in den nach dem Leitbild der „aufgelockerten Stadtlandschaft“ konzipierten Neubaugebieten. Das „Kompetenzzentrum“ untersucht in einer neuen Studie vier mögliche Formen des Bauens im Bestand: Aufstockung, Anbau, freistehender Neubau sowie Abriss mit folgendem Ersatzneubau.
Vereinsvorsitzender Dr. Bernd Hunger und Ralf Protz, Leiter des Vereins Kompetenzzentrum Großsiedlungen, vermeiden in der im Auftrag des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) erarbeiteten Studie bewusst den Begriff „Nachverdichtung“, da sich dieser „bei gescheiterten Vorhaben als Akzeptanz-Killer erwiesen hat“. Ihr Schwerpunkt ist das „Bauen in Nachbarschaften“, der „ergänzende Wohnungsbau in großen Wohnsiedlungen und Stadtquartieren“. Nur wenn die Bewohner in der Nachbarschaft ihre häufig großzügigen Grünflächen als Potenziale für ergänzende Neubauten akzeptieren, haben diese eine Chance.
Die vier Varianten des Bauens in Nachbarschaften werden in der Studie anhand übertragbarer Beispiele beschrieben. So wurden in der Siedlung Lindenhof in Tempelhof-Schöneberg von der GeWoSüd bei der Sanierung der Bestandswohnungen circa 50 kleine Substandardwohnungen ohne Bäder durch 50 große Wohnungen im ausgebauten Dachgeschoss ersetzt. In Weißensee wurden in einem Quartier der 1920er Jahre die Satteldächer der Dreigeschosser zu vollwertigen Wohnungen erweitert. Die WBM errichtete nach Abriss einer Kita in der Schmidstraße in Mitte einen freistehenden Neubau mit 128 überwiegend barrierefreien Wohnungen.
Probleme werden in der Studie nicht verschwiegen: zusätzlicher Bedarf an Stellplätzen und Kellerräumen, kompliziertes Umzugsmanagement bei Bauarbeiten in bewohnten Gebäuden und aufwendige Beteiligungsverfahren.
Rainer Bratfisch
www.gross-siedlungen.de
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29.10.2018