Drei Wohnhäuser direkt gegenüber dem Ostkreuz sollen abgerissen werden, um Platz zu machen für einen Wasserpark mit Korallenwelt und Aquarium. Kein Aprilscherz, sondern ein höchst umstrittenes Bauvorhaben.
Die Häuser Hauptstraße 1 g, h und i liegen an der letzten noch unbebauten Brachfläche in der ansonsten von schicken Eigentumswohnungen dominierten Rummelsburger Bucht. Was für einige Anwohner ein zugemüllter Schandfleck ist, gilt anderen als Freiraum. Es gibt einen Wagenplatz, Bootsanlegeplätze, den Technoclub „Zur wilden Renate“ – und die drei Häuser aus den 1920er Jahren. Sie gehören der Unternehmensgruppe Padovicz. Ein Drittel der Wohnungen steht leer. Seit Jahren werden nur noch befristete Mietverträge vergeben. Mittlerweile werden freiwerdende Wohnungen gar nicht mehr vermietet, Reparaturen würden nicht mehr durchgeführt, sagen die verbliebenen Mieter. Ihnen wurde in einem Schreiben mitgeteilt, dass die Häuser abgerissen werden sollen.
Für das gesamte Areal gibt es große Pläne. Ein israelischer Meeresbiologe und Milliardär will hier, zwischen Kynaststraße und Ufer, für 40 Millionen Euro „Coral World“ bauen. Wo heute noch Obdachlose campieren, soll eine Regenwaldlandschaft und ein Korallenriff entstehen. Auch ein Hotel und Luxuswohnungen sind geplant, allerdings auch etwa 140 mietpreisgebundene Wohnungen. Näheres ist derzeit unklar, denn um den Bebauungsplan, der eigentlich noch in diesem Jahr beschlossen werden sollte, wird im Bezirk Lichtenberg seit 26 Jahren gerungen.
Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) gilt ebenso wie die Stadträtin für Stadtentwicklung, Birgit Monteiro (SPD) als Befürworter des Prestigeprojekts. Man erhofft sich bei Realisierung Arbeitsplätze und eine Aufwertung für Anwohner und Touristen.
Die Mieter haben sich unterdessen mit anderen Nutzern des Areals zusammengeschlossen und Mitte Oktober einen Protestzug gegen die Bebauung der Bucht organisiert.
„Auch wenn wir zum Teil unterschiedliche Interessen haben: Wir alle wollen hier nicht weg“, erklärt eine Mieterin. Die Wohnungen sind mit bis zu 10 Euro nettokalt pro Quadratmeter zwar alles andere als preiswert: „Aber wir haben Wasserblick, Balkon und Garten.“ Sie ist der Ansicht, eine Entwicklung des Grundstücks sei auch mit einem Erhalt der Häuser möglich, und einen Aquapark brauche man hier genauso wenig wie Luxuswohnungen oder ein Hotel.
Birgit Leiß
21.11.2018