Erleichterung bei den Mietern der Karl-Marx-Allee: Nach monatelangem Ringen gehen 670 Wohnungen in den Blöcken C-Nord, C-Süd und D-Nord nicht an den Konzern Deutsche Wohnen, sondern an die landeseigene Gewobag.
Es war eine Rekommunalisierung mit ungewöhnlichen Mitteln. Um den Weiterverkauf der in den 90er Jahren privatisierten Wohnungen an die Deutsche Wohnen zu verhindern, hat der Senat das Modell des „gestreckten Erwerbs“ entwickelt: Dabei nutzen die Mieter mit Hilfe des Landes Berlin ihr individuelles Vorkaufsrecht, um die Wohnungen im nächsten Zug an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag zu übertragen. Rund die Hälfte der Mieter ergriff diese Möglichkeit und machte das Geschäft für die Deutsche Wohnen unattraktiv – der Konzern hätte seine Bewirtschaftungsstrategien nicht gegen den Miteigentümer Gewobag durchsetzen können.
Nach dem Rückzug der Deutschen Wohnen ist der gestreckte Erwerb nun nicht mehr nötig. Für Berlin und die Gewobag ist die jetzige Lösung voraussichtlich sogar preiswerter. „Eine gute Nachricht für alle Mieter, die mit ihrem engagierten Kampf und ihrer Bereitschaft für unkonventionelle Wege maßgeblich zum Gelingen beigetragen haben“, freut sich Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher.
Beim Block D-Süd, ursprünglich ebenfalls Teil des Deals, konnte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sein Vorkaufsrecht zugunsten der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft WBM ausüben, denn der Block steht in einem Milieuschutzgebiet. Über den Block F-Nord, dessen Kauf die Deutsche Wohnen etwas später angekündigt hatte, verhandelt der Senat noch.
Jens Sethmann
29.08.2019