Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen geht trotz Milieuschutzes nahezu ungebremst weiter, auch im Bezirk Pankow. Ein Beispiel ist das Haus Schönhauser Allee 69. Nachdem das Bezirksamt Pankow hier den Eigentümern die Abgeschlossenheitsbescheinigung ausgestellt hatte, genehmigte es ihnen im November 2019 auch die Begründung von Wohnungs- und Teileigentum, die eindeutig auf die Verdrängung der bisherigen Mieter abzielt.
Ein Balkon am Bad, bodentiefe Fenster und Türen, überdimensionierte Fahrstühle, eine neue Haustür für 33.000 Euro und andere im Rahmen der „Modernisierung“ angekündigte Maßnahmen treiben die Mieten für die elf verbliebenen Bewohner in Höhen, die für sie nicht mehr bezahlbar sind. Beispiel: Eine 74 Quadratmeter große Wohnung, deren Nettokaltmiete zurzeit 5,48 Euro pro Quadratmeter beträgt, soll nach der „Modernisierung“ 19,29 Euro pro Quadratmeter kosten. Des Weiteren soll das Dachgeschoss ausgebaut und der Keller zu Gewerberäumen umgebaut werden, im Hof soll ein fünfstöckiges Townhouse entstehen. Die Rechtsanwälte der Eigentümer klagen auf Duldung. Im April 2020 soll die erste Verhandlung stattfinden. Der Berliner Mieterverein unterstützt die Mieter.
Das Haus gehört der „Schönhauser Allee 69 Berlin GmbH“, einer Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in der Bleibtreustraße. Geschäftsführer sind Rom Zalel und Itai Amir. Beide unterhalten ein Geflecht von Firmen, die sich mit der Verwertung von Wohn- und Hotelimmobilien und deren Management beschäftigen.
Den Bewohnern und den Unterstützern vom berlinweiten Netzwerk „#200Häuser“ ist wichtig, den Ausverkauf der Stadt zu stoppen: „Wenn Wohnraum nur noch Ware ist und soziale Aspekte für den Kiez keinen Platz mehr haben, wird eine vielseitige Gesellschaft ausgekämmt. Wir fordern besseren aktiven Mieterschutz und Transparenz seitens der Politik“, so die unter „MietergemeinschaftS69“ auftretende organisierte Bewohnerschaft.
Rainer Bratfisch
https://schoenhauser.home.blog/
01.07.2024