Mehr als 345.000 bundesdeutschen Haushalten wurde 2013 der Strom abgedreht. Eine drastische Maßnahme, denn ohne Licht, Kühlschrank und womöglich auch ohne Warmwasser und Kochmöglichkeit ist menschenwürdiges Wohnen undenkbar. Bringen Vorauskasse-Stromzähler die Lösung?
Es funktioniert so einfach wie die Prepaid-Karte fürs Handy: Man erwirbt bei einem Energieversorger seiner Wahl ein bestimmtes Guthaben, legt die aufgeladene Karte zu Hause auf einen speziellen Zähler – und schon läuft der Strom wieder. Die Stadtwerke Jülich haben bereits vor einem Jahr moderne Prepaid-Stromzähler eingeführt. Die Installation ist für den Kunden kostenlos. Die Zähler sind so eingestellt, dass die Stromversorgung an Wochenenden oder Feiertagen nicht unterbrochen wird. Zudem kann der Kunde immer sehen, wieviel vom Guthaben bereits verbraucht ist.
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen intelligente Stromzähler mit Prepaid-Funktion bald flächendeckend eingeführt werden. Noch im Jahr 2015 sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht werden, heißt es aus dem Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz.
Viele Schuldnerberater und Verbraucherschützer begrüßen das Unterfangen. „Es kommt aber auf die Modalitäten an“, meint Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Als Negativbeispiel gilt England. Dort müssen die Kunden nicht nur den Zählereinbau selber zahlen, sondern den Strom auch zu einem um 20 Prozent höheren Tarif beziehen. „Die technische Umrüstung sollte auf jeden Fall kostenlos sein – schließlich spart der Versorger auch Inkasso-Kosten“, so Peters.
Die Partei Die Linke fordert, Stromsperren aufgrund von Zahlungsverzug ganz zu verbieten. Die Versorgung mit Strom sei ein soziales Recht. Zumindest für eine winterliche Schonfrist setzte sich unlängst ein CSU-Stadtrat in München ein. In Frankreich wird das bereits so gehandhabt – übrigens auch für säumige Mietzahler.
Birgit Leiß
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23.12.2018