Wer sich für die Berliner Stadtentwicklung durch die Jahrhunderte interessiert, sollte einen Blick auf zwei Internet-Portale werfen. Das Landesarchiv lädt auf seiner Seite mit Karten, Plänen und Ansichten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert zur Erkundung des papiernen Gedächtnisses Berlins ein. Lange Zeit hatte nur ein kleiner Kreis überhaupt Zugang zum kartografischen Bild einer Stadt, zum Beispiel in Atlanten und Stadtbeschreibungen, zur Planung von Bauvorhaben oder für militärische Zwecke.
Erst im 19. Jahrhundert wurde der Stadtplan zu einem gefragten Gebrauchsgegenstand, der schließlich um 1900 nahezu jedem Einwohner oder Touristen eine schnelle und einfache Orientierung ermöglichte. Berlins rasante Entwicklung trieb die Kartenhersteller immer wieder zu Aktualisierungen an: Kanalisation, Rohrpostsysteme, Gasanstalten, Kinostandorte, Behörden und Bahnlinien mussten verzeichnet werden.
Das privat betriebene Berliner Stadtplanarchiv stellt Karten von 1738 bis 1989 ins Netz. Eine spezielle Technik ermöglicht es hier, von Plan zu Plan zu springen und dabei den eigenen Standort beizubehalten. So lässt sich die Entwicklung des eigenen Kiezes über einen längeren Zeitraum verfolgen: von der ersten Bebauung über wechselnde Straßennamen bis hin zum Verschwinden der Postämter in jüngster Zeit.
js
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MieterMagazin 1+2/13
Foto: Roxio PhotoSuite
27.11.2016