Der Keller ist das „Stiefkind“ des Hauses. Das diffuse Licht flackernder Lampen, die dunklen Schatten über feuchtem und nacktem Putz, die unwirtliche Atmosphäre in der sonnenlosen Tiefe verursachen Unbehagen. Meistens verlassen wir den Untergrund schneller, als wir ihn betreten haben. Gemäß seiner ureigenen Funktion für das Aufbewahren und Lagern landen im Keller die Dinge, die man abgelegt hat, die verbraucht sind, die man nicht sehen will oder soll. Im Untergrund verschwindet die Vergangenheit, Geschichte wird konserviert. Was bleibt, ist die Erinnerung an den ersten heimlichen Kuss, an die Erzählungen der Großmutter über Fliegeralarm und Bombennächte, über Einweckgläser, Kohlen und Kartoffeln.
Die Berliner Kellergeschichte ist vergleichsweise jung. Unter dem Straßenpflaster liegt der tückische märkische Strand. Bereits in drei Metern Tiefe sprudelt das Grundwasser. Das machte das Bauen im Untergrund über Jahrhunderte hinweg nahezu unmöglich. Die ältesten noch erhaltenen Keller sind „eher mickrige Gruftgewölbe aus dem 18. Jahrhundert“, berichtet Dietmar Arnold, Gründer des „Berliner Unterwelten e.V.“. Erst mit der Industrialisierung ging es in die Tiefe: Brauereien waren die „Pioniere“ des Berliner Untergrundes, und sie errichteten ab 1840 die ersten größeren Kelleranlagen an den Hängen des Barnim und des Teltow. In Schöneberg, Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Wedding konnten bis zu 18 Meter tiefe Lagergewölbe für die Gärung und Kühlung des Bieres gebaut werden, ohne mit dem Grundwasser in Berührung zu kommen.
In der Gründerzeit gab es in den höher gelegenen Stadtbezirken erste private Keller. Ab 1920 war man bautechnisch in der Lage, wasserdichte Fundamente aus Stahlbeton im Grundwasserbereich anzulegen. Viele Gebäude wurden nachträglich unterhöhlt, um den oberirdischen Platzmangel in der engen und bevölkerungsreichen Stadt aufzufangen. Mit dem zunehmenden Bedarf an Wohnraum in den Ballungszentren wurden Keller bis in die frühe Neuzeit von der Unterschicht auch bewohnt. Kochstellen wurden eingebaut und eine spärliche Beleuchtung durch Talglichter erzeugt. Das feuchte, kühle Klima, die unwirtliche Umgebung des Souterrains, hatte für die Bewohner schwere körperliche und seelische Schäden zur Folge.
Die Berliner Kellergeschichte nahm rasant an Fahrt auf und mündete schon bald in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Die Not trieb die Menschen wieder unter die Erde. „Mit Gasmaske, Stullen und meiner Puppe bin ich tapfer hinuntergetapst, auf der schmalen Kellertreppe drängten sich schon die Nachbarn“, erinnert sich Liselotte Kubitza an ihre Kindheit. Oft mussten bis zu 70 Menschen im Luftschutzkeller in der Sonntagstraße ausharren. „Es war feucht, kalt und dunkel. Wenn wir die Erschütterungen der Bombeneinschläge spürten und der Putz von der Decke rieselte, hatten wir natürlich schreckliche Angst, auch wenn diese Situation für uns Kellermäuse schon zum Alltag gehörte.“ Gegen Kriegsende verbrachte die Berlinerin drei Wochen im Keller. „Keiner ist mehr nach oben gegangen, das Haus war schon arg zertrümmert, und die Angst vor den einmarschierenden Russen war stärker als das Gefühl, lebendig begraben zu sein.“ Sie hat in ihrem Keller überlebt, doch für viele wurde der vermeintlich sichere Ort zur tödlichen Falle.
Speisekammer der Antike
Der Akt des Aufbewahrens und Lagerns verschiedener Vorräte und Produkte in Haushalt und Gewerbe scheint hingegen die ursprünglichste Funktion des traditionellen Kellers zu sein. Historisch nimmt die Entwicklung der Vorrats- und Lagerhaltung ihren Ausgang in der frühen Jungsteinzeit. Der germanische Begriff Keller für ausgemauerte unterirdische Räume stammt vom spätlateinischen cellarium ab, was soviel bedeutet wie Speisebehältnis oder Speisekammer. In der Antike wurden diese Aufbewahrungsräume zunächst oberirdisch gebaut, um Vorräte frisch und kühl zu halten. Erst mit der Entstehung von Wohnburgen und Stadtanlagen wurden Keller aus Platzmangel unterirdisch angelegt, die mitunter auch als verborgene Schatzkammern dienten, in denen Gold und Edelsteine aufbewahrt wurden.
Die Kulturwissenschaftlerin Miriam G. Möllers weist auf die Ambivalenz der Untergrundmetaphern hin. „Totenreich und Kerker oder Mutterschoß und Wohnhöhle sind Begriffe, die wir mit dem Unterirdischen verbinden“, erklärt sie. Der Aufenthalt in der Tiefe löst im Menschen zumeist Unbehagen aus. „20 Prozent der Menschheit leiden unter Höhlenangst. Katastrophenphantasien darüber, was alles geschehen kann bei Brand und Einsturz, sind keine Grenzen gesetzt“, sagt Möllers, die sich im Rahmen ihrer Magisterarbeit der Bedeutung „des Kellers und allem Kellerartigen für den modernen, aufgeklärten Menschen des 20. Jahrhunderts“ annähert.
Neben seiner Lager- und Aufbewahrungsfunktion war der Keller in mittelalterlichen Burgen als Gefängnis und Folterkammer ein Ort des Schreckens. Der verborgene und sichere Charakter des Kellers mag der ausschlaggebende Grund gewesen sein, ihn als Gefängnis zu nutzen. „Unliebsame Zeitgenossen wurden hier vor der Gesellschaft versteckt, und im Schutz der unterirdischen Mauern konnten unmenschliche Befragungs- und Bestrafungspraktiken angewendet werden, ohne dass das Leiden ihrer Opfer an die Öffentlichkeit gelangte“, so Möllers. Als Ort der Strafe und Buße, der Qual und Folter entbehrte der Keller jeglicher wohnlicher Qualität. Dunkelheit, Kälte und Feuchtigkeit wurden über Jahrhunderte geradezu als Mittel des effektiven Strafvollzugs genutzt.
Kein Bier ohne Keller
Die Hochzeit des Kellers begann mit der Entstehung von Städten und der Ausweitung des Handels: Im 12. Jahrhundert verfügte fast jedes Bürgerhaus über ein gemauertes Fundament mit unterirdischem Balkenkeller, der im 13. Jahrhundert von der Wölbung abgelöst wurde. „Künstliches Licht in Form von Kerzen oder Petroleumlampen war die einzige Möglichkeit, sich zurechtzufinden. Der durch das Grundwasser eindringenden Feuchtigkeit und der stickigen Luft wirkte man mit Hilfe von behelfsmäßigen Abdichtungen und schmalen Luftschächten, die für Frischluftzirkulation sorgen, entgegen“, berichtet Miriam Möllers. Das Klima des Kellers bot nicht nur beste Bedingungen für wärmeempfindliche Alkoholika und Lebensmittel, die Gewölbe sind auch ideales Refugium für lichtscheue Mitbewohner wie Ratten, Asseln, Spinnen oder Fledermäuse.
1356 erreichte der Kellerbau seinen Zenit. Mit der Übertragung des Braurechts auf die Städte und Bürger durch Kaiser Karl IV., musste jeder, der Bier brauen und verkaufen wollte, einen eigenen Keller anlegen.
Seit dem Mittelalter wurden Keller nicht nur zur privaten Aufbewahrung von Speisen, Wein und Bier genutzt – waren sie von der Straße zugänglich, dienten sie auch als Verkaufsstätte und Schankstube.
In der Tiefe schärfen sich die Sinne
Die Tradition, gesellige Treffpunkte in Kellern einzurichten, hat bis heute Bestand. In Berlin erreichte der Keller als ultimative Partylocation Anfang der 90er Jahre seinen Höhepunkt: Techno-Jünger machten aus der Not eine Tugend und nutzten den Freiraum des Nachwende-Berlin, um feuchte Kellerlöcher in der leer stehenden Mitte zu okkupieren und in pulsierende Tanztempel zu verwandeln. Flackernde Grablichter wiesen den Weg durch heruntergekommene Hinterhöfe, über schmale Kellertreppen und Kohleberge, an Spinnenweben vorbei hin zur grob gezimmerten Theke. Ordnungsamt und anrollende Sanierungswalze beendeten weitgehend den Hype um die maroden Kellerbars – zum Leidwesen der Berliner Nachtschwärmer, die noch heute von legendären Nächten im illegalen Untergrund berichten. „Die Illegalität dieser Clubs, das Abenteuerlich-Improvisierte und die beengende Räumlichkeit gab den Leuten ein besonderes Gefühl von Gemeinschaft und Intimität“, erinnert sich Jens Krähnke. Der Partymacher betreibt heute den „Lauschangriff“ – einen legalen Kellerclub in Friedrichshain. „Die Außenwelt ist hier unten ausgeblendet, die Sinne sind geschärft – genau richtig für unsere gelegentlichen Hörspielabende und Lesungen“, findet Krähnke. Trotz einiger Umbauten, die den Bauvorschriften genügen mussten, versprüht der alte Kohlenkeller noch immer den muffig-mystischen Charme vergangener Tage.
Vom 16. bis Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Keller in Gestalt und Nutzung nur unwesentlich weiter. Mit der industriellen Produktion und Konservierung von Lebensmitteln beginnen Geschäfte dem Keller seine traditionelle Funktion abzuringen. Um 1900 hatte sich die Technik soweit entwickelt, dass künstliche Kälte hergestellt werden konnte. Mit dem Wirtschaftswunder der 50er Jahre gehörte der Kühlschrank wie selbstverständlich zum Haushalt, und ab 1960 fanden auch Tiefkühlkost und Gefrierschränke aus Amerika reißenden Absatz. Die technische Modernisierung bedeutete für den Keller eine deutliche Zäsur: Vom kargen Vorratsraum verwandelte er sich zunehmend in einen multifunktionalen Privatbereich. Vor allem Eigenheimbesitzer konnten nun ihr Kellergeschoss aufrüsten: Der geräumigste Kellerraum bietet Platz zum Spielen, Werkeln oder gelegentlichen Feiern und wird mit Teppich, Tapeten und Möbeln zumindest „vordergründig wohnlich gestaltet“, so Möllers. Der zusätzliche Nutzraum ist aber auch ein Ort des Rückzugs, „zum Abtauchen und um Ruhe zu haben“, findet Wolfgang Gabert, ein pensionierter Eisenbahner, der sich im Keller seiner großen Leidenschaft widmet, dem Schienenverkehr.
Die kleineren Räume (Heizungskeller, Waschküche, Lagerkeller) bleiben weitgehend ihrem ursprünglichen Zweck überlassen und werden gerade einmal mit einer nackten Glühbirne versehen. „Unter die Erde verbannt man Dinge aus dem Alltag und ausrangierte Gegenstände, die man in der aufgeräumten Wohnung nicht mehr haben und sehen will“, sagt Miriam Möllers. Das Alte weicht dem Neuen, es wird zur Vergangenheit und im Keller vergessen. So fristen dort unten alte Lampen, Aktenordner, Teppichreste, Fotos oder auch der erste Liebesbrief ihr ungeliebtes Dasein. Das Aufbewahren von Dingen, die genauso gut auf dem Müll landen könnten, ist für die meisten die gängige Nutzung. „Das treibt man so lange, bis der Keller knüppeldicke voll ist“, sagt Liselotte Kubitza, wenn sie an ihre kleine Parzelle denkt. Hinunter zu ihrem Bretterverschlag geht sie nur noch selten, „vielleicht zweimal im Jahr, um Blumentöpfe zu holen“. Sie ist froh, dass sie nicht mehr jeden Tag in ihren dunklen, modrigen Altbaukeller hinabsteigen und mit geducktem Kopf an staubbezuckerten Spinnenweben entlang hasten muss. Auch die Begegnung mit Ratten blieb ihr in den Jahren nicht erspart. „Inzwischen stopfe ich nur noch Dinge in den Keller, die ich eigentlich auch wegschmeißen könnte. Aber man trennt sich nicht so leicht von seinen Erinnerungen.“ Vor der Modernisierung ihres Hauses in der Friedrichshainer Weichselstraße gehörte es für die 72-Jährige jahrzehntelang zum Alltag, Kohlen und Kartoffeln aus dem Keller zu holen. Eigentlich dachte sie, dass das „Thema Keller“ für sie nach Modernisierung des Hauses erledigt sein und der Raum leer stehen würde. Doch inzwischen weiß Liselotte Kubitza den zusätzlichen Stauraum durchaus zu schätzen. Die Heizung ist inzwischen zentral, die Kartoffeln lagern in der Küche. Und der Supermarkt um die Ecke übernimmt das Horten und Einkellern der Lebensmittel.
Der typische Kohlenkeller verschwindet langsam aus Berlin: Gab es 1990 noch 480000 ofenbeheizte Wohnungen, sind es heute nur noch ungefähr 80000 laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Immer seltener schleppen der Kohlenhändler Peter Hantke und sein Kollege Briketts in eigens dafür vorgesehene Holzverschläge. Hantke sieht schwarz für die Zukunft seines Familienbetriebs. Fast sein halbes Leben hat er unter Tage verbracht – ein Knochenjob. „Viele Kunden lassen sich nur noch bis zu fünf Zentner bringen, die dürfen sie direkt in der Wohnung lagern.“ Hantke gesteht sich schmunzelnd ein, dass diese Entwicklung seine Vor- und Nachteile hat. „Wir müssen öfters ausliefern und statt in den Keller die Säcke in die vierte Etage schleppen. Dafür hat man nicht mehr so häufig den süßlich unangenehmen Geruch toter Ratten oder von Exkrementen aller Art in der Nase.“
Trend nach unten
Dort, wo früher Kohlen und Lebensmittel lagerten oder die Ärmsten hausten, entstehen Geschäftsräume für traditionelles Handwerk oder moderne Galerien, Boutiquen und Büros. Die Kunden von Hairstylistin Katharina schätzen vor allem die „geschützte und private Atmosphäre“ in dem großzügig ausgebauten Souterrain. „Trotz großer Fenster fühlt man sich nicht beobachtet.“ Allerdings scheuen manche den Weg über die Treppe nach unten. „Vielleicht, weil sie keinen Ausweg sehen, sich unter der Erde eingeschlossen fühlen“, glaubt Katharina. Gleich nebenan betreibt Jörn ein Internetcafe im Souterrain. Trotz weiß getünchtem Mauerwerk, dem ständigen Surren der Computer und dem wabernden Leuchten der Bildschirme ist die ursprüngliche Atmosphäre des alten Gewölbekellers in dem niedrigen, fensterlosen Raum noch sehr lebendig. Gelangt man über die steilen Stufen heil nach unten, ohne auszurutschen oder sich den Kopf an der Decke zu stoßen, kann man sich in Ruhe dem Internet widmen – kein Sonnenstrahl stört den Cyberspace.
Der Keller, das „dunkle Wesen“ des Hauses, kann vieles sein: Verkaufsstätte, Schutzraum, ein Ort der Geborgenheit oder des Schreckens. Doch vor allem in seiner Funktion der Aufbewahrung – ob im Alt- oder Neubau, ob in einer Mietwohnung oder im Eigenheim – ist der Keller Platzreserve, auf die wir nur ungern verzichten.
Nicole Lindner-Verweyen/Greg Verweyen
Das Höhlenerbe
Loser Sand und Staub rieselt kaum hörbar zu Boden. Die steile Holztreppe knarrt unter den Füßen. Mit jedem weiteren Schritt nach unten wird es dunkler, die Luft feuchter und kühler. Nur langsam gewöhnen sich die Augen an die spärliche Beleuchtung. Das Licht der hin- und hertrudelnden Glühbirne huscht über das nackte Mauerwerk und die düsteren Bretterverschläge, lässt alte Matratzen, einen verstaubten Stuhl auf drei Beinen, Gerümpel auftauchen. Im Untergrund funktioniert unser wichtigster Sinn nicht so wie gewohnt, und die Minuten im Keller dauern, verlängern scheinbar die Zeit. Die übrigen Sinne sind sensibilisiert, vernehmen das Anspringen der Heizungsanlage und unser Herzklopfen unverhältnismäßig laut.
Obwohl der Gedanke, hinter der nächsten Abzweigung könnte etwas Unheimliches lauern, irrational ist, erschrecken wir dennoch, wenn plötzlich das zeituhrgesteuerte Licht ausgeht. Fast jeder hat sich schon einmal dabei erwischt, wie er ein „Hallo“ in die Dunkelheit gerufen oder begonnen hat, eine Melodie zu pfeifen auf dem Weg zum nächsten Lichtschalter. Das Unterirdische löst Urängste aus. Schon im Alter von zwei Jahren fürchten wir uns vor Dunkelheit und vor Gespenstern, Hexen und Fabelwesen, die in der Unterwelt hausen, und die wir aus Filmen oder Büchern kennen. Auch im heutigen modernisierten Untergrund wie in einer Tiefgarage verfolgen uns unheilvolle Bilder, die uns in Gruselfilmen, Krimis oder Horrorromanen begegnet sind. Diese Erfahrungen sind unauslöschbar in uns. Wir können weder unser „Höhlenerbe“ noch die Überlieferungen aus Sagen und Mythen abwerfen. „Die Lokalisierung der Hölle in den unzugänglichen Tiefen der Erde hatte nicht nur antike, sondern bereits biblische Tradition“, erklärt die Kulturwissenschaftlerin Miriam Möllers. Mit dem christlichen Glauben gewinnt das Unterirdische als Reich des Todes, als Ort des Fegefeuers, zunehmend den Status des Unheilvollen. „Eine Idee, die sich in vielfältiger Weise auf den Keller übertragen lässt“, so Möllers.
Traditionell gehen wir in den Keller, weil wir es müssen, nicht, weil wir es wollen. Ein zu großer Teil von uns verbindet mit den unterirdischen Gewölben etwas Negatives, Unheimliches. Gleichzeitig verbinden wir aber mit dem Untergrund die Nähe zu Mutter Erde und mit wohlwollenden Konnotationen wie Mutterschoß oder sichere, bergende Höhle. Vor allem aber wird unsere Wahrnehmung durch den Umstand, ob wir uns allein oder in geselliger Atmosphäre unter der Erde aufhalten, negativ oder positiv beeinflusst.
nlv
Ihr Recht in Sachen Keller
Häufig gehören zu den vermieteten Wohnungen auch Kellerräume oder -verschläge. Zwar besteht selten ein Anspruch auf einen bestimmten Keller, aber ein einmal vom Vermieter zugewiesener Kellerraum kann grundsätzlich nicht unabhängig von der Wohnung gekündigt werden. Mieter haben auch nicht das Recht, Kellerräume ohne Zustimmung des Vermieters untereinander auszutauschen. „Auf einen bestimmten Kellerraum mit Beleuchtung oder einbruchsicherer Tür zum Beispiel hat der Mieter nur dann Anspruch, wenn das im Mietvertrag eindeutig festgehalten ist“, so Volker Hegemann, Rechtsberater beim Berliner Mieterverein. Im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen können Kellerräume strategische Bedeutung gewinnen und werden gerne, insbesondere wenn der Einbau einer Heizungsanlage geplant ist, entrümpelt und schließlich beseitigt. Wenn nach der Modernisierung Kellerräume wegfallen, muss der Vermieter einen Ersatzraum zur Verfügung stellen, wenn laut Mietvertrag ein Kellerraum zur Wohnung gehört.
Gehören bei Abschluss des Mietvertrages auch Gemeinschaftsräume wie zum Beispiel ein Keller mit Wascheinrichtung und Wäschetrockner zur Wohnung, dann muss der Vermieter für funktionierende Geräte während der Mietzeit sorgen.
Kann ein Keller nicht benutzt werden, weil er zum Beispiel unter Wasser steht, voller Schimmel ist oder nicht erreichbar wegen einer verstellten Tür, kann der Mieter eine Mietminderung von 2,5 Prozent vornehmen, so Hegemann. Zum Lüften des Kellers sollte man sich Wetterlagen aussuchen, bei denen die Temperaturen der Kellerräume und der Außenluft nah beieinander liegen, oder noch besser: wenn es im Keller wärmer ist als draußen. Auf keinen Fall jedoch umgekehrt.
Wenn nicht fehlerhaftes Heiz- und Lüftungsverhalten ursächlich für Schimmelbildung ist, liegen bauliche Mängel vor. „Schimmel im Keller muss der Vermieter genauso beseitigen wie in der Wohnung. Allerdings dient der Keller als Abstellraum – für Fahrräder und Werkzeug zum Beispiel. Er ist nicht dazu da, dort Wertgegenstände zu lagern“, gibt Volker Hegemann zu Bedenken.
nlv
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MieterMagazin 12/06
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30.01.2017