Bei Konflikten mit dem Nachbarn oder Problemen mit dem Vermieter bietet der Berliner Mieterverein seinen Mitgliedern auch den Weg einer einvernehmlichen Konfliktregelung an. Mithilfe eines Mediators wird nach einer Lösung gesucht, mit der beide Seiten zufrieden sind.
Bei der Nachbarschaftsmediation geht es zu 95 Prozent um Lärmprobleme, erklärt Marco Waelisch, der im Auftrag des Mietervereins das Mediationsverfahren durchführt. Meist wendet sich eine Mietpartei an ihn, weil ständiges Türenknallen oder laute Musik einer anderen Mietpartei an den Nerven zerren. Waelisch versucht dann, den Lärmverursacher für ein gemeinsames Gespräch zu gewinnen. Das gelingt nicht immer, manche lehnen das rundweg ab. In anderen Fällen sind die Positionen auch schon zu verhärtet. „Doch oft besteht bei beiden Seiten das Interesse an einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis“, so Waelischs Erfahrung.
Bei ein oder zwei Terminen in den Räumen des BMV-Beratungszentrums Wilmersdorfer Straße suchen beide Parteien dann nach einer gütlichen Regelung. Beispielsweise werden feste Zeiten für das Musizieren vereinbart oder der Lärmverursacher erklärt sich bereit, einen Teppich zu verlegen. Im Gegenzug verspricht der Nachbar, künftig bei Beschwerden nicht ausfallend zu werden.
Der Mediator selber vermittelt nur, das heißt, er ergreift weder Partei noch macht er selber Vorschläge. „Wichtig ist, dass die schriftlichen Vereinbarungen präzise und konkret sind, allgemeine Absichtserklärungen bringen nichts“, betont Waelisch. Um zu überprüfen, ob das Ganze im Alltag funktioniert, findet einige Zeit später ein Bilanzgespräch statt. Die Erfahrungen mit dem Verfahren sind ausgezeichnet. Weil sich beide Konfliktparteien mit ihren Bedürfnissen ernst genommen fühlen, ist auch eine größere Bereitschaft zum Kompromiss da.
Das gilt auch für die Mieter-Vermieter-Mediation. Sie eignet sich vor allem für Mieter, die ein bestehendes gutes Verhältnis zu ihrem Vermieter nicht belasten oder ein langwieriges Gerichtsverfahren mit ungewissem Ausgang vermeiden wollen. Häufig geht es um Mängel, Auszugsverhandlungen oder um Modernisierungsvorhaben. Die Gespräche mit dem Vermieter werden vom Mediator in der Regel telefonisch geführt, beide Seiten machen abwechselnd Vorschläge an den Mediator, der gibt sie weiter. Am Ende steht im Idealfall ein fairer Kompromiss.
Birgit Leiß
Die Mediation ist für Mitglieder des Berliner Mietervereins kostenlos, bei der Mieter-Mieter-Mediation muss zumindest eine der beiden Parteien Mitglied sein.
Bei der Vermieter-Mieter-Mediation sollte die rechtliche Situation immer zuerst in der Rechtsberatung geklärt werden.
Telefonberatung: Dienstag von 17 bis 18 Uhr, Telefon 440 23 862
Infos unter Telefon 030 226 26-187 (Anrufbeantworter)
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20.06.2023